Dienstag, 22. November 2011

Nur ein nackter Fleck Erde

Montgomery ist ein kleines Städtchen südlich von Welshpool, Wales. Auf dem dortigen Gemeindefriedhof gibt es seit 1821 einen kahlen Fleck, auf dem nichts wachsen will. Verknüpft ist diese Stelle mit einer sehr tragischen Geschichte. Sie lässt uns an Kräfte denken, die nach dem Tod mobilisiert werden.
Im Jahr 1821 wurde ein junger englischer Landarbeiter, John Davies, von einem Gericht in Wales zum Tode durch den Strang verurteilt. Davies war angeklagt, zwei Männer auf dem Weg nach Montgomery überfallen und ausgeraubt zu haben. Natürlich erhob Davies Einspruch. Er sagte aus, dass die zwei Kläger ihn angegriffen hätten, um ihm seine Geldbörse abzunehmen. Es sei zu einem Kampf gekommen, in dessen Verlauf er bewusstlos geschlagen wurde. In diesem Zustand hätten ihn die beiden dann in die Stadt geschleppt und beschuldigt.
Die Kläger standen tatsächlich in keinem guten Ruf - jedoch war auch Davies als Engländer bei den Walisern nicht sonderlich beliebt. Es stand Aussage gegen Aussage, andere Zeugen waren nicht vorhanden. Der Schuldspruch war somit unabwendbar, und das Urteil lautete auf Tod durch Erhängen.
Als John Davies das Gerüst mit dem Galgen bestieg, beteuerte er noch einmal seine Unschuld :
"Ich bin unschuldig. Und ich sterbe mit der Bitte, Gott möge meine Unschuld beweisen, indem niemals Gras auf meinem Grab wachsen soll."
Hierauf legte ihm der Scharfrichter die Schlinge um den Hals und betätigte einen Hebel, der eine Klappe unter dem Delinquenten öffnete.
Der Hingerichtete wurde in einer Ecke des kleinen Gemeindefriedhofes bestattet. Bald unterschied sich John Davies´ Grab deutlich von allen anderen, die mit Gras bedeckt waren. Seine letzte Ruhestätte war nur ein rechteckiges Stück nackter Erde. Diese Neuigkeit machte sehr schnell die Runde, und so kamen Neugierige aus der ganzen Umgebung herbei, die den hässlichen kahlen Fleck im sonst grünen Gottesacker bestaunten. Den örtlichen Behörden wurde dieser "Grab-Tourismus" alsbald ein Dorn im Auge, wollten sie doch verhindern, dass das Grab eines nach ihrem Dafürhalten zu Recht hingerichteten Straftäters zu einer Art "Wallfahrtsort" würde. So wurde einem Gärtner die Anweisung erteilt, die Stelle sorgfältig mit Grasboden zu bedecken. Doch das Gras wurde gelb und vertrocknete ungewöhnlich schnell, obwohl es immer ausreichend gegossen wurde. Daraufhin grub man die Erde gründlich um und säte neuen Rasen. Der wuchs erst gar nicht.
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert musste der Friedhof der Verbreiterung und Neuanlage von zwei Straßen Platz machen. Erde wurde herangefahren und der Grund um 60 cm erhöht. Neue Wege wurden angelegt, Gärtner säten überall Grassamen und sorgten dafür, dass der ganze Friedhof in kürzester Zeit zu einer schönen Rasenfläche wurde. Nur John Davies´ Grab blieb ein rechteckiger Fleck nackter Erde, auf dem partout nichts wachsen wollte. Der Erdboden wurde ausgewechselt und gründlich gedüngt, zuletzt pflanzte man sogar einen Rosenstrauch. Es war vergebens. Alles verdorrte, und nach Regen und Wind war nichts mehr als die nackte, dunkle Erde zu sehen.
Die Gemeindeverwaltung resignierte vor der Laune der Natur, und damit die kahle Stelle auf John Davies´ Grab nicht so sehr ins Auge fiel, zog man ein Eisengitter darum. Sogar noch heute befindet sich innerhalb dieser Einfriedung keinerlei Vegetation. Wurde John Davis tatsächlich zu Unrecht hingerichtet ?


2 Kommentare:

  1. Stimmt die Geschichte oder ist sie nur eine Sage? Wenn sie stimmen würde, käme ich ins grübeln!?
    LG

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  2. Ja, das ist eine wahre Geschichte

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